11 Insidertipps von kätts-Chefkatze Felina
Wir Katzen lieben Spielzeug, das unseren natürlichen Beutetieren ähnelt, wie Insekten, Mäusen, Vögeln oder Ratten. Denn im Spiel trainieren wir unsere Jagdtechniken und leben unseren Jagdtrieb aus.
Jagen bzw. Spielen ist für unser Wohlbefinden fast genauso wichtig wie essen, trinken und schlafen, denn der Jagdtrieb ist einer unserer stärksten Triebe. Können wir diesen nicht bei der Jagd oder im Spiel ausleben, fühlen wir uns gestresst und jagen andere Dinge, die sich in unserem Revier bewegen. Zum Beispiel menschliche Fußknöchel. Und das gibt meist Ärger.
Oder wir werden antriebslos, fressen uns aus Langerweile fett oder beruhigen uns durch stereotype Verhaltensweisen wie Kahllecken. Viele Katzen macht Langeweile sogar körperlich krank, beispielsweise durch stressbedingte Harnwegsinfektionen oder die Folgen von Übergewicht.
Die meisten Dosenöffner, die sich dieser Zusammenhänge bewusst sind, möchten ihre Katzen vor Langerweile bewahren. Doch bei der Auswahl des dazu geeigneten Spielzeugs fangen die Missverständnisse zwischen Mensch und Katze auch schon an.
Nehmen wir die Maus: Um für einen Menschen als Maus zu gelten, sollte ein Spielzeug möglichst viele naturgetreue Details besitzen - eine mausförmige Silhouette, Schwanz, Fell, Knopfaugen, eine Nase, Tasthaare und Beine - je mehr naturgetreue Details eine Spielzeugmaus hat, desto echter wirkt sie für einen Menschen.
Die Kriterien einer Katze sind dagegen ganz andere. Wir interessieren uns nicht für optische Details. >> So was nehmen wir ohnehin kaum wahr, weil wir nur in einem ganz kleinen Bereich scharf sehen.
1. Wichtigste Katzenkriterien: Beutetiergröße und Bewegung
Damit ein Spielzeug für uns Katzen zum Beispiel als akzeptabler Mausersatz durchgeht, muss es zunächst einmal Mausgröße besitzen und sich wie eine Maus bewegen. Oft nehmen wir nämlich nicht einmal echte Mäuse war, wenn diese sich nicht bewegen. Und selbst wenn sie uns so nah sind, dass wir sie wahrnehmen, lösen bewegungslose Mäuse kein Jagdverhalten bei uns aus.
Als passionierte Jäger interessiert uns nur Beute, in der Leben ist. Und das offensichtlichste Anzeichen für Leben ist Bewegung. Wir sind schließlich keine Aasfresser. Das wissen selbst die verflixten Mäuse und stellen sich gerne mal tot, wenn wir es auf sie abgesehen haben.
Dafür, dass Leben in eine Spielzeugmaus kommt und sie für uns interessant wird, muss in der Regel der Mensch sorgen.
2. Bewegung allein reicht nicht, es muss auch die richtige sein
Wichtig zu wissen ist außerdem, dass gesunde Beutetiere sich stets von uns weg bewegen. Oder an uns vorbei oder über uns rüber (wobei Letzteres eher für Vögel gilt als für Mäuse ...). Jedenfalls laufen sie uns normalerweise nie direkt zwischen die Pfoten.
Aus diesem Grund wird unser Jagd- und Spielverhalten vor allem durch Spielzeug ausgelöst, das sich von uns weg, an uns vorbei oder über uns rüber bewegt.
3. Noch reizvoller: Tempo- und Richtungswechsel
Besonders interessant finden wir es, wenn das Spielzeug überraschend sein Tempo oder seine Richtung ändert. Zum Beispiel, wenn es wie eine Maus über den Boden huscht und zwischendurch immer wieder "sichernd" innehält. Wenn es langsam und zögernd mit ruckartigen Bewegungen über den Boden kriecht. Oder wenn es schnelle und unberechenbare Haken schlägt wie ein Kaninchen.
4. Die Krönung: Wenn das Spielzeug verschwindet
Noch reizvoller für uns wird es, wenn ein Spielzeug während des Spiels immer mal wieder hinter Möbeln, Kartons oder Ecken verschwindet, so wie ein Beutetier versucht, hinter Steinen, in Löchern oder hinter Pflanzen in Deckung zu gehen. Manche von uns setzen sogar erst in diesem Moment zu einem Sprint oder Beutesprung an.
5. Außerdem wichtig: leicht und griffig
Wir ergreifen Beutetiere, indem wir unsere Krallen in sie hineinschlagen. Vögel können wir sogar einpfötig aus der Luft angeln. Und mit Mäusen jonglieren wir gerne ein wenig herum, bevor wir sie verspeisen.
All dies möchten wir auch mit unserem Spielzeug tun. Damit dies gelingt, ohne dass wir uns dabei die Pfoten brechen, sollte das Spielzeug möglichst leicht sein. Und es sollte eine griffige Oberfläche haben, in die wir unsere Krallen schlagen können, ohne darin hängenzubleiben.
6. Katzen lieben Spielzeug in "weich bis kaputtbar"
Sehr befriedigend finden wir Katzen Spielzeug, das weich ist und nachgibt, wenn wir es mit den Pfoten traktieren oder unsere Krallen und Zähnen dort hineinschlagen. So wie ein zartes Mäuschen oder ein flauschiges Vögelchen.
Noch besser finden wir Spielzeug, das wir zerlegen können. So ähnlich, wie wir flauschige Vögelchen rupfen oder unsere Beute zerteilen. Unsere Vorliebe für kaputtbares Spielzeug ist sogar wissenschaftlich erforscht.
In Sachen kaputtbares Spielzeug besteht allerdings ein gewisser Interessenkonflikt zwischen euch Dosenöffnern und uns Katzen ...
7. Das Nonplusultra: Geräusche
Ebenfalls ein besonders realistisches und somit besonders reizvolles Feature für uns sind Geräusche. Bei der Jagd spüren wir unsere Beutetiere oft auch anhand der Geräusche auf, die sie von sich geben - vor allem, wenn sie außer Sichtweite sind und sich beispielweise in ihren Löchern oder im Gebüsch versteckt haben:
Mäuse quieken - meist für euch Menschen unhörbar im Ultraschallbereich - mit ihren Artgenossen, trappeln durch ihre Gänge oder rascheln durchs Gras. Vögel zwitschern und singen, rascheln durchs Geäst und machen Fluggeräusche. Insekten surren und summen. All das können wir hören, selbst wenn es noch so leise und entfernt ist und ihr Menschen gerade die scheinbar herrliche Stille genießt.
Spielzeug, das beuteähnliche Geräusche macht, finden wir daher besonders unwiderstehlich. Zum Beispiel Spielzeug, das raschelt oder knistert wie Mäuse im Gras, Spielzeug, das leise klappert oder rasselt und an über den Boden trippelnde Pfoten erinnert, oder Spielzeug mit surrenden oder flatternden Fluggeräuschen.
Mit solchem Spielzeug lässt sich zudem besonders vielseitig spielen: Selbst wenn es hinter Möbeln, um Ecken oder in Kartons verschwunden ist, können wir es noch orten und jagen.
8. Düfte: das gewisse Extra
Ein interessanter Duft kann einem Spielzeug zusätzlichen Reiz verleihen, ist aber keine Bedingung für ein unwiderstehliches Jagdspielzeug. Wir Katzen jagen nämlich nicht nicht der Nase nach, wie es zum Beispiel Hunde tun. Der Duft einer Beute interessiert uns erst, wenn wir sie fressen wollen: Ist die Beute erlegt, prüfen wir sie mit der Nase auf Genießbarkeit. Deswegen jagen wir beispielsweise auch Spitzmäuse - und wenden uns anschließend angeekelt ab, weil sie so widerlich riechen, dass sie uns im Halse stecken bleiben würden.
Gleichzeitig passiert es, dass wir eine verführerisch duftende Feldmaus links liegen lassen, wenn diese sich totstellt, da unser Jagdverhalten, wie eingangs erwähnt, durch Bewegungen und Geräusche ausgelöst wird und nicht durch Gerüche.
Dennoch haben wir Katzen eine Schwäche für interessante Gerüche und die Informationen, die diese uns liefern. An Objekten mit reizvollen Gerüchen, egal ob Spielzeug oder den qualmenden Socken eines seltenen Gastes, sind wir daher grundsätzlich immer interessiert. Dies gilt vor allem für Wohnungskatzen, die in einem geruchlich vergleichsweise unspektakulären Umfeld leben.
Spielzeug mit verführerischem Duft, wie beispielsweise frisch gesammelte Taubenfedern, ist somit stets eine höchst willkommene Bereicherung, jedoch keine Bedingung für ausgelassene Jagdspiele.
Ein ganz besonderer Sonderfall ist übrigens Spielzeug mit >> Katzenkräutern wie Katzenminze (Catnip), Matatabi (Silver Vine), Baldrian und Katzengamander.
9. Das Spielzeug muss zur Katze passen
Dosenöffner, die es besonders eilig hatten und ihrer Katze bereits an dieser Stelle ein neues, wunderbar artgerechtes Spielzeug bestellt haben, werden möglicherweise die Erfahrung machen, dass ihre Katze sich vor Begeisterung kaum wieder einkriegt - über den tollen Karton, in dem das Spielzeug geliefert wurde, und über das aufregend raschelnde Füllmaterial, mit dem der Karton ausgepolstert war, während das mit Liebe und Sorgfalt ausgesuchte Katzenspielzeug selbst keines Blickes gewürdigt wird.
Der Grund dafür ist, dass die meisten Katzen äußerst spezialisierte Beute- und Spielvorlieben haben. Während die einen gerne insektengroße Objekte aus der Luft fangen, jagen andere lieber mausgroßen Objekten hinterher, die raschelnd über den Boden huschen, und wieder andere bevorzugen Spielzeug, das hüpft, sich schlängelt oder gar im Wasser schwimmt.
Das beste, hochwertigste und artgerechteste Katzenspielzeug wird ungenutzt in der Ecke verstauben, wenn beim Kauf nicht darauf geachtet wurde, dass es zu den individuellen Spielvorlieben Ihrer Katze passt!
10. Abwechslung
Wer nach all dem erleichtet ist, endlich ein Spielzeug gefunden zu haben, das seiner Katze genehm ist, dem muss ich leider sagen, dass es mit einem Spielzeug nicht getan ist. Wir Katzen sind nämlich überzeugte Anhänger von Abwechslung, daher wird uns selbst das spannendste Spielzeug früher oder später nur noch ein Gähnen entlocken.
Bevor sich die ersten Dosenöffner an dieser Stelle aufgrund unserer Anforderungen entnervt von den Klippen stürzen, hier 3 Tricks, wie sich der Reiz eines Katzenspielzeugs möglichst lange konservieren lässt:
Trick 1: Spielzeug, das ständig bewegungslos im Sichfeld der Katze herumliegt, wird schnell uninteressant.
Nach Gebrauch sollte der Dosenöffner das Spielzeug seiner Katze daher stets wegräumen und an einem für seine Katze unzugänglichen Ort aufbewahren.
Trick 2: Spielzeug bleibt für eine Katze länger interessant, wenn der Dosenöffner es spätestens alle paar Tage gegen ein anderes austauscht (Rotationsprinzip).
Innerhalb einer Spielrunde sollte der Dosenöffner seine Katze jedoch nicht mit verschiedenen Spielzeugen bombardieren (Achtung: Reizüberflutung), sondern sich auf ein Spielzeug beschränken, auf das seine Katze gerade besonders große Lust hat.
Trick 3: Bereits langweilig gewordenes Spielzeug wird wieder interessant, wenn der Dosenöffner die Spielanordnung verändert.
11. Ausnahmen sind die Regel
Zum einen lassen sich unsere Wunschkriterien für perfektes Katzenspielzeug aus physikalischen Gründen selten alle in einem Spielzeug vereinen, so dass wir meist mit den bestmöglichen Kompromissen vorliebnehmen müssen:
Wir lieben zum Beispiel das unvergleichliche Sprungvermögen und das interessante Geklapper eines federleichten Tischtennisballs. Dafür müssen wir seine harte, glatte Oberfläche in Kauf nehmen.
Und wir lieben die wollige, griffige Oberfläche von Filzbällen, in die wir so wunderbar unsere Krallen schlagen können, so dass wir einen Filzball sogar mit nur einer Pfote stoppen und in die Luft schleudern können. Dafür müssen wir sein vergleichsweise hohes Gewicht und sein extrem schlechtes Sprungvermögen in Kauf nehmen.
Zum anderen halten wir Katzen uns bekanntlich nicht gerne an feste Regeln - auch nicht an die Regeln für artgerechtes Spielzeug. In der Spielesammlung einer jeden Katze wird es daher wahrscheinlich mindestens ein selbstgewähltes Lieblingsspielzeug geben, das den Kriterien für artgerechtes Katzenspielzeug ganz und gar nicht entspricht.
Das gilt sogar für Chefkatzen wie mich: Mein allerliebstes Lieblingsspielzeug ist ein Waschbeckenstöpsel. Er ist hart, glatt und schwer und liegt seit Jahren bewegungslos und stets griffbereit auf dem Boiler im Bad. Und ich angle ihn jeden Tag herunter und jage ihn begeistert über den Flur. Weil ich eine Katze bin und mich nicht in Schubladen stecken lasse!
Artgerechtes Katzenspielzeug - Zusammenfassung für Eilige
Uns Katzen begeistert Spielzeug, das in seiner Größe, seinen Bewegungen und seinen Geräuschen an die natürlichen Beutetiere einer Katze erinnert. Das Spektrum unserer natürlichen Beutetiere ist jedoch breit und reicht von filigranen Fliegen bis zu riesigen Ratten.
Die meisten Katzen haben innerhalb dieses Spektrums sehr individuelle Beute- und Spielvorlieben. >> Die individuellen Vorlieben seiner Katze sollte ein Dosenöffner beim Kauf von Katzenspielzeug unbedingt berücksichtigen. Tut er dies nicht, hat seine Katze das Recht, ihr Spielzeug mit Nichtbeachtung zu strafen. In der Regel wird sie von diesem Recht Gebrauch machen.
Und schließlich ist auch der Dosenöffner selbst ein wichtiger Bestandteil eines perfekten Katzenspielzeugs, denn er muss dem Spielzeug Leben einhauchen und dafür sorgen, dass es sich auf reizvolle Weise bewegt. Kommt er dieser Aufgabe nicht in qualifizierter Form nach, wird seine Katze ihn allein mit ihrem Spielzeug spielen lassen und sich nach einer interessanteren Beschäftigung umsehen.
(Wir Katzen haben nie behauptet, dass es einfach ist, uns bei Laune zu halten ...)